Performance – Directing – Acting – Research

Currently / Recently:

Symposium Konstellationen – Constellations
ZHdK – Zürcher Hochschule der Künste / Zurich University of the Arts (CHE)

ARTikulationen – A Festival of Artistic Research
KUG – Kunstuniversität Graz / University of Music and Performing Arts Graz (AUT)

Movement Choir in ‘EXIL’, directing: Luk Perceval
Berliner Ensemble, in repertoire since season 2022/23

© Ilil Land-Boss
ART

WARUM SPIELEN?                                                                                                                          Um diese Frage überflüssig zu machen | um eine Gegenwelt herzustellen | um die Träume von Angst und Hoffnung vorzuführen einer Gesellschaft, die traumlos an ihrem Untergang arbeitet | um die Toten nicht in Ruhe zu lassen | um die Lebendigen nicht in Ruhe zu lassen | um Wurzeln zu schlagen | um Wurzeln auszureißen | um Geld zu verdienen | um ein Lebenszeichen zu geben | um einen Tod anzuzeigen | um eine Erfindung zu machen | um nicht arbeiten gehen zu müssen | um Arbeit zu haben | um den tiefen Schlaf einer erschöpften Gesellschaft mit Fratzen zu erschrecken | um nicht einzuschlafen | um nicht aufzuwachen | um das Vergessen zu töten | um nicht allein zu sein | um eine Zeremonie aufzuführen in einer Zeit ohne Zeremonien | um keine Verantwortung zu haben | um allein zu sein | um auszulöschen, was ICH genannt wird | um zusehen zu können | um dem Pathos solcher Antworten zu entgehen | um die Rollen zu wechseln | um Lügen zu verbreiten | um vom Blick einer erfüllten Liebe gestreift zu werden und vom Blick der Wut | um den Kapitän wieder einmal endgültig an den Mastbaum zu nageln | um einer Frau unter einem Vorwand und ohne Folgen in die Wäsche greifen zu können | um herauszufinden, wer das Kind erschossen hat, das schrie: Der Kaiser ist nackt | um zu schrein: Der Kaiser ist nackt | um nicht reden zu müssen | um nicht schweigen zu dürfen | um die Regeln der Schwerkraft außer Kraft zu setzen | um aus der Welt ein Theater zu machen aus Stein, Holz und Gittern | um drinnen und draußen zu sein zu gleicher Zeit | um einen Umweg zu finden | um Täter und Opfer zu sein zu gleicher Zeit | um Mann und Frau zu sein zu gleicher Zeit | um in diesem endlosen Vorkrieg nicht zu ersticken | um über einen Sterbenden lachen zu können | um die Geister zu bannen, vor den Türen und unter dem Tisch: Hilfe ich lebe | um diese krachende Stille nicht aushalten zu müssen | um herauszufinden, wie lange einer ausgehalten wird von Leuten, die sich genausowenig für ihn interessieren wie für sich selbst | um nicht angestellt zu sein | um vergessen zu werden | um die Frage überflüssig zu machen: Warum spielen | Um zu spielen |        (Thomas Brasch)

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